11. Nov 2012
Der Kanton Basel-Stadt hat mit den Städten Huningue und Weil am Rhein die Planungsvereinbarung "3Land" über die gemeinsame Entwicklung des Hafengebiets unterzeichnet. Das Hafengebiet soll sich zu einem urbanen Stadtquartier mit viel Grün- und Freiflächen, wertvollen Naturräumen und viel öffentlichem Verkehr entwickeln, in welchem sogar der Gesamtenergieverbrauch minimiert werden soll. Schöne Versprechung. Was braucht es, damit ein echtes 2000 Watt-Quartier Realität wird?
«Rheinhattan»
wurde das Hochhausghetto schnell genannt und viele sahen statt eines
wohnlichen, durchmischten und lebendigen Stadtquartiers ein kleines New
York am Basler Rheinufer, in dem Bankenmanager aus überzahlten Lofts
auf Basel herunterschauen und Kleinhüningen gentrifizieren. Ein
gefundenes Fressen für spekulative Investoren und grössenwahnsinnige
Stadtentwickler.
Die Erfahrung der Erlenmatt liegt uns KleinbaslerInnen auf dem Magen.
Schöne Versprechungen wurden nicht verbindlich festgelegt und werden
heute von den Investoren ignoriert. Doch schon bei der Zielsetzung
wurden Fehler gemacht. Lediglich 10% der Wohnfläche auf der Erlenmatt
müssen der 2000 Watt-Gesellschaft entsprechen – eine knausrige Vorgabe.
Sie hat denn auch niemanden dazu bewegt, ein vorbildliches Ökoquartier
zu bauen. Beim Hafenareal tut sich zum Glück mehr: Die kürzlich
gegründete IG Greenhattan fordert «ein genossenschaftliches
2000-Watt-Leuchtturmprojekt für die Schweiz und das 3Land mit
internationaler Ausstrahlung».
Zur Erinnerung: Eine 2000 Watt-Gesellschaft bedeutet pro Person
maximal 2000 Watt Energieleistung – oder zwanzig 100 Watt-Birnen, die
das ganze Jahr hindurch brennen. Das entspricht 17‘500 kWh pro Person.
Durch die verbrauchte Energie, soll pro Person nicht mehr als eine Tonne
CO2 pro Jahr ausgestossen werden, sonst erreichen wir die Klimaziele
nicht. Heute bedarf unser Lebensstil 6300 Watt durchschnittlich oder 63
brennenden Glühbirnen.
Das ist keine Hexerei. In der Schweiz war die 2000 Watt-Gesellschaft
bis 1960 Realität. Das muss auch für uns wieder möglich sein. Sich
verändernde Stadtteile wie das Hafengebiet sind eine grosse Chance
dafür. Damit Greenhattan auch wirklich ein vorbildliches Quartier wird,
braucht es neben der selbstverständlichen ökologischen Bauweise
Solarpanels an allen Ecken und Enden, Regenwasserzisternen, autofreie
Strassen, eine Velokultur aber auch ein funktionierendes Sozialleben.
2000 Watt sollen nicht nur am Jahresende auf der Energieabrechnung
stehen, sondern im ganzen Stadtquartier sicht- und spürbar werden. Wenn
Autos, Rasenmäher und Tiefkühler geteilt werden, spart das nicht nur
Energie, sondern fördert die Nachbarschaft. So entsteht ein lebendiger
und innovativer Stadtteil mit hoher Lebensqualität.
Basel soll ehrgeizig sein. Dafür müssen heute die Zielsetzungen genau festgeschrieben und mutige Vorentscheidungen getroffen werden. Investoren, die auf monetäre Gewinnmaximierung setzen, sind fehl am Platz. Maximieren müssen wir das Wohlbefinden und die Lebensqualität bei minimalem Energieverbrauch und CO2-Ausstoss.