Ein Grund mehr für die Kantonsfusion

01. Mär 2014

Der Basler Kommentar in der bz vom 19.2.2014 zur unterschiedlichen Haltung in beiden Basel zur Einwanderungs-Initiative.

Am Abstimmungssonntag war ich froh, Baslerin zu sein. Das Resultat zur Masseneinwanderungsinitiative hat mich zwar nicht sonderlich überrascht, trotzdem ist es ernüchternd. Das ist nicht meine Schweiz, die hier ein deutliches Zeichen an unsere Nachbarn sendet. Auch Baselland hat anders gestimmt. Die Frage einer Journalistin, ob das nun ein Grund sei, die beiden Basel nicht zu fusionieren, hat mich deshalb beschäftigt. Wäre ich auch bei einem fusionierten Basel noch froh gewesen, Baslerin zu sein?  

Ja, denn meine Heimat bleibt das Kleinbasel. In der Stadt hat die Mehrheit der Bevölkerung eine offene Haltung gegenüber Ausländern, so wie in Zürich und anderen Städten. Solche Mentalitätsunterschiede zwischen Städten und ihrem Umland gehören dazu. Das unterschiedliche Abstimmungsresultat in Baselland und Basel-Stadt ist deshalb kein Beweis dafür, dass die beiden Basel nicht zusammenpassen. Andere Abstimmungen wie jene zum Ausbau der Bahninfrastruktur Fabi wären ja der direkte Gegenbeweis.

Fusion ist wichtiger als politische Einigkeit

Die Fusion der beiden Basel bedingt keine Einigkeit in einzelnen politischen Fragen. Sonst müsste Basel-Stadt eher mit der Stadt Zürich einen neuen Kanton gründen. Und das Oberbaselbiet wäre mit den Innerschweizer Kantonen besser bedient. Aber Stadt und Land bedingen sich gegenseitig und sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen – unabhängig von solchen Themen und nicht nur in Basel. Die Zentren können gemeinsam getragen und genutzt werden. Sie funktionieren als Entwicklungsmotor, welcher der gesamten Region Wohlstand und Lebensqualität bringt. Gemeinsam profitieren Stadt-, Agglomerations- und Landbevölkerung von weniger Bürokratie, von mehr Mitbestimmung durch direktere Strukturen und von der doppelten Stärke als Verhandlungspartner gegenüber dem Bund oder anderen Regionen.  

Die Fusion ist nicht eine Frage einzelner politischer Themen, sondern politischer Realitäten und einer Nutzenabwägung. Die Vorteile, zum Beispiel gemeinsam Verkehrsprojekte zu planen, mit einer Stimme über die Bundesgelder dafür zu verhandeln oder als Wirtschaftsregion sowohl Grossunternehmen als auch kleinere und mittlere Firmen mit verschiedenen Ansprüchen beherbergen zu können, sind gross. Weiter Zeit mit über hundert Verträgen zu Kinderheimen, Orchestern und Bildungseinrichtungen zu verschwenden, ist hingegen nicht mehr zweckmässig. Ich bin überzeugt, dass das Verständnis für die Position des Anderen in künftigen Abstimmungen wie der Masseneinwanderungsinitiative in einem fusionierten Kanton wächst.

Auseinandersetzung miteinander ist nötig

Wir müssten direkte und intensive Diskussionen führen, was uns in der Region nützt und was uns schadet. Die Wirtschaftsverbände müssten ihre Argumente künftig auch auf dem Dorfplatz verteidigen. Die Städter hingegen wären gezwungen, sich die Ängste aus dem Laufental anzuhören und sie ernst zu nehmen. Die Regierungsräte aus Waldenburg, Allschwil und Basel müssten aufzeigen, welche Auswirkungen eine solche Initiative auf uns hat und wir müssten gemeinsam entscheiden, ob wir die Konsequenzen tragen wollen. Das ist für mich ein Grund mehr für ein Basel.