Basel profitiert vom Nachtleben

04. Mär 2015

Eine neue Welle der Empörung über das sogenannte Clubsterben ist in den letzten Wochen über Basel gerollt. Basel muss endlich den Wert des Nachtlebens anerkennen.

Eine neue Welle der Empörung über das sogenannte Clubsterben ist in den letzten Wochen über Basel gerollt. Auch ich habe mich geärgert, dass zwei international bekannte Clubs, die viel Publikum nach Basel bringen und den Namen unserer Stadt in die Welt hinaus tragen, bisher keine Anschlusslösung an ihre Zwischennutzung finden konnten. Seit ich im Grossen Rat bin, beschäftige ich mich als Mitglied des Komitees Kulturstadt Jetzt mit den Themen Zwischennutzungen, Bewilligungen und Nachtleben. Wir versuchen, den Anliegen der Kulturschaffenden in Politik und Verwaltung eine Stimme zu geben. Dafür haben wir Vorstösse eingereicht, viele Gespräche geführt, bei Konflikten vermittelt und letztes Jahr zu diesem Zweck die erste «Nachtung» durchgeführt. Dort trafen Politikerinnen und Politiker sowie Vertretende der Verwaltung auf Club-, Barbesitzer und Kulturschaffende, um das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Keine Verstaatlichung, sondern bessere Rahmenbedingungen

Zwischennutzungen, das Nachtleben und die Clubszene leben von ihrer Kreativität. Sie können und dürfen nicht verstaatlicht werden. Sie werden aber ständig mit dem Staat konfrontiert: Lärmklagen, Bewilligungswesen, Liegenschaften, Allmendnutzung, die Liste der Berührungspunkte ist lang. Ist man mit den Rahmenbedingungen unzufrieden, muss man sich organisieren, denn einzelne Bedenken und individuelle Probleme können immer einfach entkräftet werden. Der Verein Kultur&Gastro tut genau das: Er ist ein Zusammenschluss von Betrieben, die ihre Interessen gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit gemeinsam besser vertreten wollen – eine Lobby für Kultur- und Gastrobetriebe. Je mehr Unternehmen dabei sind, desto besser werden ihre Anliegen gehört. Die regelmässigen Klagewellen über Clubsterben, Schlafstadt oder Ausgangsprovinz zeigen vor allem eins: Es geht nicht darum, dass der Staat neue Standorte für Clubs finden muss oder die Betriebe subventioniert. Nein, es geht um öffentliche Wertschätzung für diese Szenen.

Nachtleben als Standortfaktor

Es ist heute kaum anerkannt, welchen Wert das Nachtleben als Standortfaktor für die Stadt Basel hat. Es wird völlig unterschätzt, zu welcher Attraktivität und Bekanntheit diese unzähligen, engagierten Personen der Stadt Basel verhelfen. Um diesen Standortfaktor zu pflegen, braucht es Rahmenbedingungen, in denen sich mehr Ideen besser entwickeln können. Es braucht einen Abbau von absurden Vorschriften, mehr Menschenverstand bei der Auslegung von Bestimmungen und vor allem einen Kulturwandel. Der Staat darf nicht nur die Interessen der ruhebedürftigen Anwohner vertreten, sondern sollte dies ebenso für den Bevölkerungsteil tun, der ein aktives Kultur- und Nachtleben pflegt. Ein Beispiel, wie das aussehen könnte, ist der Rahmenkredit von 50'000 Franken für die administrative Unterstützung bei Baubegehren für Zwischennutzungen. Konkret zum Beispiel für Lärmgutachten, die verlangt werden und kleine Clubs stark belasten. Dieser Kredit wurde 2014 vom Regierungsrat zugesichert. Lese ich die aktuellen Aussagen von «Kaschemme»-Mitgründer Eres Oron in der «Tageswoche», scheint dieses Geld aber nicht vorhanden zu sein. Ob dies an der Sparwut der bürgerlichen Kolleginnen und Kollegen liegt oder daran, dass der Regierungsrat sein Versprechen nicht einhält, ist mir nicht bekannt. Mit welchen Instrumenten auch immer: Es wäre wünschenswert, dass ein Klima der Wertschätzung und der Anerkennung für das lebendige, vielfältige und kreative Nachtleben spürbar wird.

Basler Kommentar in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 04.03.2015

Interpellation zum Thema Clubsterben