1. August ohne Feuerwerk?

30. Jul 2015

Die Diskussion der letzten Tage, ob dieses Jahr Feuerwerke wegen der Trockenheit verboten werden müssen, gibt Anlass das Spektakel einmal ganz nüchtern näher zu betrachten.

Ein Feuerwerk gehört zum 1. August wie das Amen zur Kirche. Und auch Feuerwerk hat bereits eine lange Geschichte. Unbestimmten Quellen zufolge gab es bereits im 14. Jahrhundert erste Feuerwerke in Europa. Das Schwarzpulver dafür war noch früher in China erfunden worden. In einigen Traditionen sollte das Geknalle Dämonen und böse Geister vertreiben. Im Falle des 1. Augusts wird hingegen der guten Geister gedacht, die sich Solidarität und Hilfe im Kampf gegen die Habsburger schworen. Ob die starke Rauchentwicklung und die Lärmentwicklung der unzähligen Feuerwerke allerdings noch viel Gedenken an den Rütlischwur zulassen, ist fraglich.

Laut Bundesamt für Umwelt werden jährlich über 2000 Tonnen Feuerwerk in die Luft gepustet. 92 Prozent davon stammen aus China und haben vermutlich kein Fairtrade-Label. Welche negative Auswirkungen der Feuerwerksboom auf Mensch und Umwelt hier hat, wird selten thematisiert. Niemand will schliesslich Spielverderber sein und den Anschein erwecken, den drei Herren aus der Innerschweiz die Ehre nicht erweisen zu wollen oder den Kindern das Spektakel zu missgönnen. Die Diskussion der letzten Tage, ob dieses Jahr der Feuerzauber wegen der Trockenheit verboten werden muss, gibt den Anlass dies trotzdem einmal ganz nüchtern näher zu betrachten.

Ein Blick auf Unfälle und Luftverschmutzung

Laut Statistik ereigneten sich zwischen 2008 und 2012 in der Schweiz um die 1200 Unfälle mit Feuerwerkskörpern. 32 Prozent dieser Unfälle führten zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen, zwei Personen trugen bleibende Schäden davon und zwei Personen starben an den Verletzungen. Die Kosten für die Heilung, für Taggelder und Invalidenrenten für die UVGVersicherten belaufen sich dabei auf 14 Millionen Franken. Immer wieder explodieren zudem ganze Feuerwerksfabriken, zuletzt vor einigen Tagen in Italien und 2014 in China. Dabei kamen zusammen 19 Menschen ums Leben. Das Bundesamt für Umwelt gibt an, dass jährlich durch Feuerwerk ca. 360 Tonnen Feinstaub (PM10) entstehen. Zum Vergleich: In der Schweiz werden heute rund 19 000 Tonnen jährlich emittiert. Feuerwerke haben daran also einen Anteil von maximal 2 Prozent.

Schon mehrfach wurde an die Grünen Basel-Stadt herangetragen, wir sollten etwas gegen die Feuerwerksbelastung tun. Geschwächte Personen, Kinder und Tiere leiden unter den Immissionen. Zwei Optionen würden dabei zur Verfügung stehen: die Einführung von umweltfreundlichen Feuerwerkskörpern oder ein Verbot. Ersteres gibt es E tatsächlich: Amerikanische Chemiker fanden heraus, dass Schiessbaumwolle im Vergleich zum üblichen Schiesspulver keinen Rauch produziert und ebenfalls sofort explodiert. Das hat den weiteren Vorteil, dass die Farbmuster nicht im Rauchnebel verschwinden. Laut den Entwicklern braucht es deshalb nur einen Zehntel der Schwermetalle, um die gleichen Lichteffekte an den Himmel zu zaubern. Obwohl die Biorakete vor mehr als 15 Jahren mit dem Erfinder-Oscar ausgezeichnet worden ist, kann man sie im normalen Handel immer noch nicht kaufen.

Schutz der Bevölkerung oder Spassbremse?

Das Verbot ist das einfachste Mittel, sich des Problems zu entledigen. Doch es wäre ein Verbot mehr, das sich in das Regulierungsbedürfnis unserer Gesellschaft einreiht. Diese Rolle wird gerne den Grünen zugeteilt. Auch wenn die oben beschriebenen Fakten durchaus Grund genug für eine Diskussion wären, gibt es in diesem Fall eine andere Perspektive. Vielleicht übernimmt die Rolle der Spassbremse in diesem Fall nämlich das Klima selber. Der heisse Sommer führt dazu, dass vor einigen Tagen ein Feuerwerksverbot erlassen wurde, das nun nach den Regenfällen leicht gelockert worden ist. Mit der Zunahme solcher Hitzewellen dürfte aber die Frage um das Abbrennen von Feuerwerken häufiger auftauchen. Nicht nur der 1. August ist vom Feuerverbot betroffen. Auch Pfadis mussten dieses Jahr im Kanton Graubünden die Feldküche in eine Zivilschutzanlage verlegen, da sie nicht mehr auf dem Feuer kochen durften. Vielleicht sollten wir doch lieber etwas gegen den Klimawandel tun.

Kommentar in der bz Basel vom 29. Juli 2015