18. Jul 2013
Gegen den Claraturm bei der Messe wurde das Referendum ergriffen. Wer aber für eine ökolgische Verdichtung ist und für die Revision des Raumplanungsgesetzes gestimmt hat, sollte auch für dieses Hochhaus sein.
Noch ein Hochhaus in Basel? Das höre ich immer wieder von Leuten, die mit Hochhäusern Wohngettos, Spekulation und Verdrängungsprozesse verbinden. Ich kann diese Ängste verstehen und sie waren sicher in vielen bisherigen Fällen nur teilweise von der Hand zu weisen. Trotzdem habe ich vor kurzem im Grossen Rat dem Claraturm zugestimmt. Ich bin überzeugt, dass wer im März für das neue Raumplanungsgesetz war, auch diesem Projekt zustimmen sollte.
Warum? Der Claraturm ist ein Verdichtungsbau, dem ich aus ökologischer und sozialer Sicht zwar keine Bestnote, aber ein gutes Zeugnis ausstellen würde. Anstatt der 50 bis 60 Wohnungen, die abgebrochen werden, entstehen neu 183 Wohnungen mit minimalem Fussabdruck mitten im Zentrum. Keine Luxusappartements, keine schöne Hanglage auf dem Land, die verbaut wird. Zwei Drittel der Wohnungen sind mit 2,5 bis 3,5 Zimmern eher klein. Nur ein Drittel des Gebäudes werden Geschäftsnutzungen sein. Im Bebauungsplan hat der Grosse Rat festgelegt, dass im Erdgeschoss und im obersten Geschoss eine öffentliche Publikumsnutzung entstehen soll. Die heutigen Liegenschaften haben 77 Parkplätze in einer Einstellhalle. Diese bleiben zwar, doch kommen keine Neuen hinzu. Basel-Stadt schreibt zum Glück kein Minimum an Parkplätzen vor wie andere Kantone, sondern ein Maximum. 230 neue Parkplätze wären demnach möglich gewesen. Der Investor hat jedoch erkannt, dass an so zentraler Stelle mit optimaler öV-Anbindung keine Parkplätze erwünscht sind.
Mit dem Bau des Claraturms wird kein Quadratmeter Fläche neu versiegelt. Im Gegenteil: Einerseits wird der Innenhof begrünt und teilweise öffentlich zugänglich, andererseits fliessen dank der Mehrwertabgabe etwa fünf Millionen Franken in den Mehrwertabgabefonds zur Schaffung oder Aufwertung von anderen Grünflächen. Wer in den Claraturm einzieht, braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, dass seinetwegen neue Erschliessungsstrassen oder Leitungen erstellt werden mussten, die die Landschaft zerschneiden, und die Umwelt belasten. Es besteht rundherum ein breites Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrswegen. Das Zentrum liegt direkt vor der Haustür. Das Gebäude ist aus energetischer Sicht kein Pionierprojekt. Ich hätte mir gewünscht, dass ein energetisch vorbildliches Hochhaus mit Leuchtturmcharakter entsteht. Dafür hätte man auch auf etwas Rendite verzichten können. Doch immerhin wird der ökologische Fussabdruck der Bewohnerinnen und Bewohner um einiges kleiner sein, als in schlecht unterhaltenen Altbauwohnungen oder neu erstellten Einfamilienhäusern.
Zwei Argumente haben bei mir Fragen aufgeworfen. Erstens: Erträgt das
Quartier um die Messe schon wieder eine Grossbaustelle? Mir wurde
bestätigt, dass im normalen Einschichtbetrieb gearbeitet wird. Immerhin
werden damit die Ruhezeiten eingehalten. Zweitens: Ist das Kleinbasel
nicht bereits zu dicht besiedelt? Warum wird nicht einmal in einem
anderen Quartier verdichtet? Es stimmt, das Kleinbasel ist schon sehr
dicht bebaut und hat wenig Grün- und Freiflächen pro Kopf. Ich glaube
aber, dass es dieses Gebäude erträgt. Die Messe wird damit zu einem
Hochhausstandort mit verschiedenen Nutzungen. Wohnen wird ein wichtiger
Aspekt sein, der dieses Geviert mit Leben erfüllen kann, auch wenn
gerade keine Messe stattfindet.
Mehr Argumente also für als gegen den
Claraturm, auch wenn niemand voraussagen kann, ob wirklich alles so
wird, wie es versprochen wurde. Doch den Turm als Spekulationsobjekt zu
bezeichnen, der einem nicht gefalle – wie das der Initiant des
Referendums tut – reicht für mich nicht, um ein Referendum zu begründen.