17. Jan 2010
Der Grosse Rat hat der Subventionserhöhung für die Kaserne zugestimmt.
(Audio-Protokoll ab 18. Januar 2010 hier)
„Jeder Rappen zählt – auch für die Kaserne“ Das hat jemand bei der Aktion „Gute Wünsche für die Kaserne“ des jgb ins Basler Wunschbuch geschrieben.
Und sie hat recht, diese Person: jeder Rappen zählt. Das ist ein
Grundsatz und keine Floskel, denn wir reden hier nicht von
Luxusproblemen der Kaserne. Wir reden vom Existenziellen. Jeder Rappen
heisst mehr Kultur; mehr Kultur fürs Kleinbasel – für jung aber auch für
ältere Semester – mehr Kultur für regionale Künstlerinnen und Künstler –
mehr Kultur für uns alle.
Einiges ist schief gelaufen in den letzten Jahren in der Kaserne. Es gab
unglückliche Personalwechsel, es gab finanzielle Probleme – und Sie
liebe KollegInnen dürfen sich fragen, ob jetzt plötzlich alles anders
ist. Wenn Sie das nicht tun – und nein stimmen, dann strafen sie einfach
ab…und bestrafen damit die Falschen. Wenn Sie es nicht tun – und ja
stimmen, dann sind sie blauäugig.
Alle Involvierten haben in den letzten Monaten nach konstruktiven
Lösungen gesucht. Der Regierungsrat mit der finanziellen Nothilfe und
der Studie. Die Kommission mit Anhörung und verschiedensten Vorschlägen.
Aber Auch der Vorstand der Kaserne, welcher Kompetenzdefizite
ausgemacht hat und neue, äusserst kompetente Leute in den Vorstand
geholt hat. Und die Leitung zusammen mit der Geschäftsstelle – welche
alles getan haben, um die Kaserne auf den richtigen Weg zu führen.
Dabei tut die Kaserne schon, was man jetzt von ihr fordert:
Unternehmerisches Denken; die Kaserne ist innovativ, sie sucht Synergien
und neue Partnerschaften und sie hat Drittmittel von 700′000.- zusammen
bekommen. Trotzdem ist sie auch kreativ geblieben. Das wichtigste bei
einer Kulturwerkstatt. Nicht alles muss sich in diesem Betrieb lohnen…so
steht es auch im Konzept.
Wer an dem Anlass Ende Jahr war, hat gemerkt, diese Leute verstehen
etwas von ihrem Metier. Und sie verstehen nicht nur etwas von Kultur,
sondern auch von dem, was sonst noch dazugehört: von Finanzen, von
Strategie, von Konzepten. Wenn Sie heute nein sagen, dann misstrauen Sie
diesen Leuten, welche für die vergangenen Debakel meist nichts können.
Um bei den Finanzen zu bleiben – die ja auch letzte Woche noch für
Turbulenzen gesorgt haben. Schauen Sie sich doch mal die Verhältnisse
an: Wir sprechen von 400′000 Franken zusätzlich. Das ist nicht nichts.
Aber bei anderen Projekten – Sie wissen welche – geht es um ein x-faches
und kein Hahn kräht danach, ob das gerechtfertigt ist – obwohl wir ja
scheins an allen Ecken und Enden sparen müssen. Die Kasernenfrage mit
der Sparpolitik zu beantworten, ist wie eine Laus mit dem
Baseballschläger erschlagen zu wollen. Zudem: Es ist keine
links-rechts-Frage wem jetzt alternative – oder nennen sie’s wie sie
wollen – und wem etablierte Kultur gefällt. Es braucht einfach beide.
Die Kommission stellt ein Fragezeichen hinter die Arealentwicklung. Da
hat sie ganz recht. Wir sind auch nicht glücklich, dass offenbar erst
2012 klar ist, was mit dem Areal geschehen soll. Für uns ist aber klar:
Die Schulen müssen raus und das Areal muss geöffnet werden. Die Frage ob
jetzt die Arealentwicklung oder die starke Kulturwerkstatt zuerst sein
müssen ist wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei: sie ist kaum
beantwortbar, alle haben eine andere Erklärung. Wir sollten in diesem
Fall und heute mit dem Ei beginnen. Wird es ausgebrütet, so entwickelt
sich daraus garantiert ein Huhn.
Ich komme zur leidigen Geschichte des Konzepts. Meine Damen und Herren,
da muss ich sagen: da wurde so viel Stuss produziert im Laufe der
vorangegangenen Diskussionen. Ich möchte hier klarstellen: Die Kaserne
hat mit den Richtlinien einen Auftrag, der ausgehandelt worden ist
zwischen allen Beteiligten, auch solchen die kein Dreispartenprogramm
mehr wollten. Der Auftrag ist für die Kasernenleitung verbindlich. Für
diesen Auftrag ist z.B. auch Carena Schlewitt angetreten und für keinen
anderen. Die Richtlinien, bzw. das Programm decken in Basel ein
Kunstbedürfnis ab, das sonst nirgends stattfinden kann.
In jedem Fall wird die Einhaltung der Richtlinien überprüft. Die
Finanzen werden mehrfach überprüft. Der Kanton hat Einsitz im Vorstand
und ein Vetorecht. Die Kaserne steht sozusagen in den Unterhosen vor
uns, das sollte reichen. Sie kann sich nichts mehr leisten und das
wissen die Verantwortlichen.
Der Vorschlag die Subvention nun nur für die nächsten zwei Jahre zu
erhöhen ist gut gemeint. Kompromissvorschläge wurden einige diskutiert.
Es bringt aber nichts einen politischen Kompromiss zu machen, der die
Kaserne lähmt. Zwei Jahre sind zu kurz, um Ruhe einkehren zu lassen. Vor
allem, weil die Kaserne dann bereits im September diesen Jahres den
nächsten Antrag für die Subventionsverhandlungen einreichen müsste. 7
Monate – das ist nun bei weitem keine Zeit um ein Businessplan zu
erstellen und vor allem sind eineinhalb Jahre zu kurz. Die Kaserne
braucht mehr Planungssicherheit.
Auf etwas Weiteres möchte ich Sie hinweisen: Zwei Planungsanzüge in
diesem Zusammenhang wurden kürzlich von der Regierung beantwortet –
einer von Sibel Arslan betreffend Probelokale und einer von Jürg
Stöcklin betreffend Aufführungsräume für die freie Kunstszene. Beide
fordern etwas – mit nicht geringer Unterstützung aus allen hier
vertretenen Lagern – zu dem eine starke Kaserne beitragen kann.
Probelokale – warum nicht einmal auf dem Kasernenareal? Und erklären Sie
dann den Bands, warum sie in der Kaserne nicht mehr auftreten können.
Im Anzug Stöcklin steht sogar: „Damit alle Sparten der freien Szene
unter angemessenen Voraussetzungen arbeiten können, braucht es in Basel
zusätzliche Aufführungs- und Proberäume, sowie - ! – eine Aufstockung
der entsprechenden Betriebsmittel.“ Die Regierung bezeugt in ihrer
Antwort, dass es ohne Kaserne keine Basis für die freie Szene in Basel
gibt. Ich bitte die Betreffenden, sich an ihre Unterschrift zu erinnern
und genau dem jetzt hier zuzustimmen.
Hier nochmals die Fakten:
Und denken Sie daran: „Jeder Rappen zählt – auch für die Kaserne“