17. Feb 2014
Der Grosse Rat hat die Aufteilung der Zonenplanung in drei Beschlüsse beschlossen. Gegen die beiden Stadtrandentwicklkungen Ost und Süd wurde wie angekündigt das Referendum ergriffen. Wie kann sich Basel weiterentwickeln?
Die
Gesamtrevision der Basler Zonenplanung ist ein wegweisendes Geschäft
für die Entwicklung Basels in den nächsten 15 Jahren. Der aktuelle
Zonenplan stammt aus dem Jahr 1988 und muss dringend revidiert werden.
So hat Basel zum Beispiel bis heute keine Naturschutzzonen und keine
geschützten Naturobjekte verbindlich im Zonenplan festgelegt. Mit der
Neuauflage werden verschiedene Grünzonen sowie Natur- und
Landschaftsschutzzonen eingeführt. Der vom Stimmvolk angenommene
Gegenvorschlag zur Familiengarteninitiative wird im neuen Plan
verbindlich umgesetzt. Und mit speziellen Vorschriften und einzelnen
Zonenänderungen wird die künftige Nutzung spezieller Orte, wie zum
Beispiel der Langen Erlen, geklärt. So weit, so gut und unbestritten.
Doch der neue Zonenplan enthält einen grossen und schweren Brocken:
die Stadtrandentwicklungen. Damit dem erst in den letzten Jahren
gebrochenen Trend der Abwanderung aus Basel weiter entgegengewirkt
werden kann, sollen neue Gebiete an den Stadträndern erschlossen werden.
Dies ist nicht grundsätzlich abzulehnen, denn die Stadtränder
auszuweiten, ist raumplanerisch immer noch sinnvoller, als auf die grüne
Wiese zu bauen. Diese Einsicht hat das Schweizer Stimmvolk mit dem
deutlichen Ja zum neuen Raumplanungsgesetz eindrücklich bewiesen. Die
beiden Vorschläge zur Stadtranderweiterung «Am Walkeweg» und Nordwest
sind somit unbestritten. Sie sollen für gut 1000 Personen Wohnraum
bieten. Die beiden grossen Projekte Süd und Ost stossen jedoch bereits
heute auf grosse Vorbehalte. Anstatt den Fokus auf die Umnutzungen von
Büroräumen oder grösseren Arealen und innere Verdichtung sowie auf
unausgeschöpfte Ausbaupotenziale im bestehenden Siedlungsgebiet zu
legen, werden hier zwei bisher unüberbaute Gebiete geopfert. Und dies
mit aus nachhaltiger Sicht schlechten Projekten.
An der Predigerhofstrasse und an der Giornicostrasse sollen die bisherigen Siedlungsbegrenzungen aufgebrochen werden. Auf fünf Hektaren Landwirtschaftsland sollen sich künftig 250 Personen ausbreiten. Im Gebiet Grenzacherstrasse/Allmendstrasse bis zur Stadtgrenze Hörnli soll ein Stadt-Landschafts-Park mit bis zu elf verstreuten Hochhäusern entstehen. Beides Konzepte, die aus meiner Sicht die Anforderungen an eine kompakte und haushälterische Siedlungsplanung nicht erfüllen.
Es wird schwierig, in Basel Akzeptanz für die Überbauung von so
grossen Freiflächen zu finden. Das zeigt der Widerstand aus
Quartierbevölkerung, Naturschutz und anderen, der sich bereits formiert
hat. Das ist auch richtig so. Denn das Potenzial von Umnutzungen und der
inneren Siedlungsverdichtung ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Dagegen
könne der Staat nichts machen, die Privaten seien nicht bereit, ihre
Bauparzellen besser auszunutzen – wird argumentiert. Ein tatsächliches
Problem. Deshalb braucht es vorbildhafte und innovative Ideen. Mit der
Diskussion im Grossen Rat zum neuen Zonenplan ist in jedem Fall –
unabhängig der Entscheide, die der Rat trifft – die Debatte nicht
beendet. Ideen, wie Hausbesitzer motiviert werden können, ihren
Dachstock auszubauen, eine Etage aufzustocken oder mit neuen
Wohnmodellen mehr Personen auf derselben Fläche Wohnraum zu bieten, sind
jetzt gefragt. Wenn wir dieses innere Potenzial intelligent und
pionierhaft nutzen, wird sich Basel in Zukunft für seine moderne,
menschen- und naturfreundliche Stadtentwicklung rühmen können. Verfallen
wir den alten Mustern, sind wir nicht besser als die vielen
Zersiedlerkantone, die den heutigen Siedlungsbrei in der Schweiz zu
verantworten haben.
Erschienen in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 8.1.2014