30. Apr 2015
Im März hat der Regierungsrat beschlossen, das Areal für den genossenschaftlichen Wohnungsbau freizugeben. Die bestehenden Gebäude sollen jedoch abgerissen werden. Drei Gründe für die Erhaltung.
ute Der Basler Regierungsrat hat im März die neue Strategie für das Areal des Felix-Platter-Spitals genehmigt. Wie er in seiner Medienmitteilung schreibt, gibt er das Areal im Baurecht an Genossenschaften ab und unterstützt damit die Schaffung von erschwinglichem Wohnraum. Ebenfalls entschieden hat der Regierungsrat, dass er auf die Erhaltung der Gebäude verzichtet, um den Genossenschaften möglichst wenig einschränkende Rahmenbedingungen aufzuerlegen. Der Entscheid zugunsten von Genossenschaften ist erfreulich, denn der Marktanteil des gemeinnützigen Wohnungsbaus geht in der Region zurück. Durch die Fördermassnahmen im neuen Wohnbaufördergesetz wurden bessere Voraussetzungen geschaffen und zurzeit stellen sich einige Genossenschaften neu auf, um innovative Projekte an die Hand zu nehmen.
Basel hat ein grosses Interesse an genossenschaftlichem Wohnungsbau, denn diese Wohnbauträger können zur Entschärfung der angespannten Wohnsituation beitragen. Sie schaffen zwar nicht per se günstigen Wohnraum, doch Struktur und Zielsetzungen sind auf Gemeinnützigkeit und demokratische Mitbestimmung ausgerichtet. Es entsteht meist bezahlbarer Wohnraum mit hoher Lebensqualität. Damit Wohnbaugenossenschaften funktionieren, brauchen sie Know-how, Bauland und Startkapital. Vor allem Bauland ist im Stadtgebiet aber schwer zu finden. Die Umnutzung des Felix-Platter-Areals bietet nun Platz für 500 genossenschaftliche Wohnungen und ist somit eine grosse Chance, mitten in der Stadt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Der Entscheid des Regierungsrats, die Gebäude nicht zu erhalten, mit der Begründung, dies könnte die Entwicklung behindern, ist aus meiner Sicht hingegen falsch. Dabei ist die Diskussion um den Denkmalschutz nur eine Seite. Die andere ist die Ressourcenfrage. Es ist bekannt, dass in der Bausubstanz von Gebäuden viel graue Energie gebunden ist. Mit der Erhaltung dieser Bausubstanz wird der einst dafür eingesetzte Energieaufwand erhalten und zusätzlicher Energieverbrauch für die Erstellung von neuen Bauten eingespart. Es wird aber nicht nur Energie gespart, sondern der Gesamtwert eines Gebäudes bleibt erhalten. Beim Felix-Platter-Spitalbau könnte es sich nach ersten Schätzungen um vier bis fünf Millionen Franken handeln, die mit dem Abbruch vernichtet würden.
Es gibt gute Beispiele von Arealen und Gebäuden, die umgenutzt wurden und damit nachhaltig mit Bestand umgehen. So beispielsweise die «alte Mensa» in München. Das Gebäude wurde bei den Olympischen Spielen 1972 als Verpflegungszentrum der Sportler errichtet. Im Anschluss an die Spiele wurde es zu einem Studentenwohnheim umgenutzt. Oder auch die alten Getreidesilos in der Stadt Baar, die zu einem Minergie-Wohnhaus umgebaut wurden. In Basel gibt es bisher kein Beispiel eines grossen Gebäudes, das für eine Wohnnutzung erhalten wurde. Es gibt aber schon Erfahrungen bei der Umnutzung von Industriearealen, zum Beispiel auf dem Gundeldinger Feld oder auf dem Hanro-Areal in Liestal. Bei der Sanierung von Altbauten gibt es sogar ein schweizweites Pionierprojekt in Basel: Die beiden über 100-jährigen Mehrfamilienhäuser an der Feldbergstrasse wurden saniert und produzieren heute mehr Energie, als sie verbrauchen. Mit dem Erhalt der Bausubstanz werden drei Ziele auf einmal erreicht: Der Wert bleibt erhalten, Ressourcen werden geschont und die Identität des Orts bleibt bestehen. Der Regierungsrat würde gut daran tun, den Abriss der Gebäude auf dem Felix-Platter-Areal nochmals zu überdenken.
Basler Kommentar in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 29.4.2015
Bildquelle: http://www.wohnportal-basel.net/de/projekte-neu/projekte-liste/wohnenundmehr.html